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  WM Auronzo 2007
 
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Weltmeisterschaft in Auronzo
2007



Erfolg hat immer viele Väter, oft sind es nur Kleinigkeiten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, oft sind aber genau diese Kleinigkeiten Ausdruck von Freundschaft und Menschlichkeit. Mit diesem Bericht möchte ich mich bei allen bedanken, die ihren Teil zu meinem Erfolg beigetragen haben.
 
 
„Die wirklich guten Dinge im Leben kann man nicht erzwingen, man muss sie erwarten“.
 
Mit diesen Worten endete mein Bericht im Jahre 2004 von der damaligen Europameisterschaft in Auronzo. Niedergeschlagen war ich damals, denn ich musste meinen ersten richtigen Rückschlag in der Schlittenhunde-Szene verkraften. 
Auronzo war für mich, seit damals, immer negativ behaftet. Danach setzte ein Umdenkprozess bei mir ein und seither ging es stetig bergauf.
Im Jahr darauf machte ich meine erste Medaille in Donovaly. Ein Jahr später, nach dem Umstieg in die Kategorie Pulka, gleich die Silberne. Gibt es wirklich ein Gesetz der Serie? Sollte es so einfach sein? Gold und der Weltmeistertitel waren das erklärte Ziel, aber auf dem Weg dorthin galt es, viele Schwierigkeiten zu überwinden.
 
Die Saisonvorbereitung begann, wie schon im letzten Jahr, in Kärnten bei den „Bunten Hunden“, der Hundepension von Peter Langguth. Zum ersten Mal zu dritt, denn zu Ostern war Cäsar, der Bruder von Choice zu uns gekommen. Er sollte mein Team für die Pirena komplettieren.
Während ich mir in Italien die Sonne auf den Bauch scheinen ließ, begann Peter mit der Vorbereitung. Bei seinen täglichen Spaziergängen in den Metnitzer Bergen mussten die Hunde schon tüchtig arbeiten und machten so ihre ersten Krafteinheiten.
Zusätzlich musste Peter seinen kompletten Erfahrungsschatz, was Hunde betrifft, aufwenden, um mit Cäsar auf einen grünen Zweig zu kommen, da er Männern gegenüber sehr reserviert agiert.
 
Aber das war genau die Herausforderung die Peter braucht. Meine Überraschung konnte nicht größer sein. Als wir nach zehn Tagen wiederkamen, hatte Cäsar seine Scheu abgelegt und ich wurde in meiner Überzeugung gestärkt, dass es keinen besseren Platz für meine Hunde gibt, als bei Anneliese und Peter.
 
Die Wagensaison ging eigentlich mit durchwegs guten Erfolgen zu Ende.
 
Anfang November aber dann der große Schock. Penelope wurde mit massivsten Atemwegsbeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert, wo man eine Tierhaarallergie feststellte.
Nach einigen Tagen hieß es alle Tiere müssen weg. Katze, Hunde und Vögel. Mit dieser Situation waren wir total überfordert. Für die Hunde hatte ich schnell einen Platz gefunden, der Kater kam zu unserem Untermieter und für die Vögel hätten wir auch jemanden gefunden.
Zum Glück holten uns dann einige Freunde wieder in die Realität zurück. Besonders müssen wir uns bei der Familie Astelbauer bedanken, die uns in dieser Zeit mit ihren Erfahrungen zur Seite gestanden sind.
Mittlerweile haben wir haben einen Weg gefunden, dass all unsere Tiere, deren Verlust einen großen seelischen Schaden bei Penelope hinterlassen hätte, mit und bei uns weiterleben können.
 
Dann sollte der Schnee kommen, doch in ganz Europa wurden alle Trainingslager und Rennen serienweise abgesagt.
Ich hatte mein Training zum vergangen Jahr umgestellt und mit jeder Absage stieg meine Unsicherheit, da ich meinen Trainingszustand und den der Hunde mit niemandem vergleichen und kontrollieren konnte.
Dass die Hunde gut drauf waren, war ich mir ganz sicher. Eigentlich hatte ich in meiner Umgebung, abgesehen von den zum Teil sehr hohen Temperaturen, optimale Trainingsbedingungen. Da ich nur mit dem Rad oder Tretroller trainiere und die Wege bis auf wenige Tage um den Jahreswechsel eis- und schneefrei waren, gab es keine Einschränkungen, was das Hundetraining betraf.
 
Ein weiterer und für mich sehr wesentlicher Punkt meiner Unsicherheit war, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich in Auronzo ins Ziel kommen würde.
Bei all meinen bisherigen Unternehmungen war „Visuelle Zielsetzung“ ein sehr wesentlicher Faktor.
Mann stellt sich dabei in allen Phasen des Trainings, aber auch bei der Entspannung vor, wie es sein wird, wenn man das Ziel erreicht.
Den Effekt den man damit erzielt ist, schon im Training Glücksgefühle zu erleben und die Zielsetzung zu manifestieren.
 
Johann Hartenberger, ein Kosmoenergetischer Naturheiltherapeut, dessen Methoden ich schon öfters in Anspruch genommen habe, Marlen Wenzel und Johanna Gschaida, ihres Zeichens Kinesiologinnen, versuchten mich auf der psychischen Ebene auf diesen Bewerb vorzubereiten.
Physisch, brachte Henni Miklos meine Meridiane mit Shiatsu in Einklang.
Aber alle Bemühungen blieben erfolglos. Ich konnte nicht sehen, wie ich ins Ziel komme. Etwas stand mir im Weg.
 
Mitte Dezember teilte mir mein Chef mit, dass ich zur WM nicht frei bekommen könnte, da mein Kollege auch auf Urlaub gehen wollte.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich die Chance, bei einer Weltmeisterschaft den Titel zu erringen und dann sollte es an einer Banalität scheitern?
Zum Glück sprang dann Hans Kircher, ein ehemaliger Arbeitskollege, der seit letztem Sommer schon in Rente ist, für mich ein und vertrat mich drei Tage lang.
 
Die WM rückte näher und weit und breit war kein Schnee in Sicht. Drei Wochen vor dieser Großveranstaltung fuhr ich 750 Km in den Bayrischen Wald zu meinem Freund Ludwig Kreuzer, denn dort konnte ich zumindest Langlaufen. Die Hunde mussten immer noch im Dreck trainieren.
Das Wochenende darauf musste für mich die Entscheidung fallen, mit welchen meiner drei Hunden ich in der Pulka starten wollte. Vom Papier her sind die Geschwister Cäsar und Choice sicherlich die stärkere Paarung.
Aber als Vize-Europameister sind Cheyenne und Choice in St. Ulrich ja nicht wirklich schlecht gewesen und Cheyenne ist vor drei Jahren schon in Auronzo gelaufen, sie kennt die Strecke.
 
Peter Langguth organisierte mir auf der Flattnitz, dass ich die Langlaufloipe benutzen durfte. An dieser Stelle vielen Dank an die Familie Isopp, die dazu ihre Zustimmung gab.
Wichtig für mich war, dass die Handgriffe beim Zusammenbau und beim Einspannen der Hunde in die Pulka wieder automatisiert wurden und ich die ganze Gerätschaft wieder Mal in Betrieb nehme.
 
Michi Humplik und seine Dogpoint Company, er ist auch eines jener Rädchen, die mir das ganze Jahr mit Rat und Tat zur Seite stehen, hat an der Pulka eine Kleinigkeit umgebaut und auch das sollte doch vor dem großen Rennen zumindest einmal getestet werden.
 
Aber schon nach wenigen Minuten war der Frust riesengroß. Beim Einspannen musste ich feststellen, dass an einem der beiden Geschirre eine Plastikschnalle gebrochen war. Somit war der Testlauf schon vor dem ersten gefahrenen Meter abgebrochen.
Die Hunde waren so aufgedreht über ihren ersten Kontakt mit dem Schnee, was im krassen Widerstand zu meiner emotionalen Verfassung stand, dass es einige Überwindung brauchte, mit ihnen dann „nur mit den Skiern“ über die Loipe zu fahren.
Glücklicherweise hat Peter aber auch eine Pulka-Vergangenheit und daher noch ein Geschirr, so konnte der nächste Tag also dann doch für die Generalprobe dienen.
 
Der erste Kilometer ging anstandslos, dann eine Abzweigung an der Cheyenne der Meinung war „Gee“ bedeutet links. In kürzester Zeit war das Chaos perfekt.
Die Hunde aus dem Gestänge - alles verdreht. Ski abschnallen, alles wieder in die Reihe bringen, Frust nicht an den Tieren auslassen, Ski anschnallen und weiter.
Dann der zweite Versuch. Diesmal mit Cheyenne und Cäsar. Er zum ersten Mal im Pulkagestänge. Horror hoch drei. Erst als wir zu laufen begannen, sah das nach was aus. Wenn er einen A… zum nachrennen hat, dann ist alles OK für ihn.
Die dritte Variante, Choice und Cäsar tue ich mir erst gar nicht an.
 
Danach die Hunde und das ganze Zeug wieder verstauen und nochmals raus zum Frustabbau. 15 Kilometer nur schinden.
Die Entscheidung war gefallen. 
 

          „Never change a winning team!“            
   
Alles sprach für Cheyenne und Choice.
Das darauffolgende Wochenende ging es wieder in den Bayrischen Wald. Auch an meinem Geburtstag kannte Ludwig keine Gnade und ich musste noch ein Mal so richtig ran.
Wenigstens konnte ich auch die Hunde trainieren. Zwar nur mit dem Schlitten, aber zumindest auf Schnee.
Beim nach Hause fahren rechnete ich nach. Ich bin rund 100 Km auf den Skiern gestanden, dafür bin ich aber 2200 Km mit dem Auto gefahren. Irre!!!
 
Nach diesem Wochenende war also klar, dass ich bei der WM starten werde, ohne vorher ein Rennen bestritten zu haben. In Tarvis bestand zwar die Möglichkeit, aber es gab mehr Punkte die dagegen als dafür sprachen, um dort zu starten.
Also machten wir uns am 6. Februar auf den Weg, vorerst, um bei Peter den Wohnwagen zu holen, um am nächsten Tag weiter nach Auronzo zu fahren.
 
Es war kurz vor zwanzig Uhr, als in einer leichten Rechtskurve plötzlich das Heck ausbrach. Ich versuchte, den Wagen wieder einzufangen, doch die zweite Pendelbewegung war nicht mehr zu kontrollieren. Als auf meiner Seite der erste Straßenpflock einschlug wusste ich, dass das keine Kleinigkeit wird.
 
In diesem Augenblick wurde mir bewusst, warum ich nicht sehen konnte, wie ich das Ziel erreiche.
Dieses nun kommende Ereignis verstellte mir die Sicht und ich befürchtete das Schlimmste.
 
Äste barsten unter dem Anprall, dumpfe Geräusche von sich verbiegendem Blech, plötzlich drückt es uns in die Sitze, denn mit dem Heck voran fallen wir in einen Abgrund und landen zum Glück auf den Rädern.
Für einige Sekunden ist alles ganz still, dann beginnt Penny zu weinen, ich frage ob alles in Ordnung sei, dann winseln die Hunde. Mir ist nichts passiert, ich löse meinen Gurt, auch Ilka ist unverletzt. Wir beruhigen unsere Tochter, lösen ihren Gurt und holen sie nach vorne. Eigentlich möchte ich, dass wir so schnell wie möglich das Auto verlassen, ich öffne die Tür, setze den Fuß hinaus und bin plötzlich völlig nass. Erst in diesem Moment wird uns bewusst, dass wir im Bach liegen.
Ein Auto, das kurz hinter uns unterwegs war, hält an, der Fahrer läuft zur Böschung. Im Licht seiner Scheinwerfer sehe ich nur seine Silhouette, denn er befindet sich gut fünf Meter über uns.
Ich kann ihm versichern, dass wir unverletzt sind, aber trotzdem Hilfe brauchen. Er kommt die Böschung runter, springt in das eiskalte Wasser und bahnt sich, durch herumliegende Äste, einen Weg zu uns. Selbst überzeugt er sich von unserer Unversehrtheit, dann ruft er seiner Frau zu, die Feuerwehr zu verständigen.
Mit zittriger Hand suche in nach dem Handy. Ich muss Peter schon wieder um Hilfe bitten.
Erst vor zwei Wochen musste er mich mit seinem Traktor abschleppen, da ich trotz Ketten es nicht schaffte, mit dem Wohnwagen im Schlepptau, die Straße zu seinem Hof hinauf zu kommen.
 
„Peter kannst du uns bitte entgegenkommen, zirka vier Kilometer vor Metnitz, wir liegen im Bach und müssen die Hunde in dein Auto umladen.“
 
Er dachte an eine Bagatelle und verstaute noch schnell die Ketten für seinen Pickup, um uns eventuell herauszuziehen. Als Peter kam, war die Feuerwehr schon vor Ort und hatte schon alles mit Scheinwerfern ausgeleuchtet. Da sah er das wahre Ausmaß.
 
Mit Motorsägen befreiten sie das Auto von den Ästen, die wir bei unserem Anprall mitgerissen hatten.
Ein Feuerwehrmann gab mir seine Stiefel, damit ich zu den Hunden kam, in der Zwischenzeit trug ein Anderer Penny und Ilka ans Ufer.
Da das Heck wesentlich tiefer lag, waren die Stiefel schon voll gelaufen, da hatte ich noch nicht einmal den hinteren Teil des Autos erreicht. Als ich die Klappe öffnete, waren es nur wenige Zentimeter die verhinderten, dass das Auto voll lief.
Das eiskalte Wasser tat weh, aber an Schmerzen zu denken war jetzt nicht angebracht, die Hunde mussten aus dem Auto.
Einen nach dem Anderen brachte ich ans Ufer. Cäsar, der panische Angst vor Wasser hat, war vorerst nicht aus der Box zu bekommen. In diesem Moment musste ich einfach härter zulangen. Ich hoffe, dass er es mir schon verziehen hat.
Nachdem der letzte Hund gerettet war, streckten sich mir einige Hände entgegen und halfen mir, die Böschung hoch zu kommen. Oben kann ich endlich die Stiefel entleeren und meine Familie wieder in die Arme nehmen.
 
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das Auto jemals da wieder heraufkommen sollte.
Plötzlich waren da lange Bretter, die untergelegt wurden, um das Auto nicht noch mehr zu beschädigen. Eine Seilwinde wurde vom Feuerwehrauto aus hinuntergelassen und an meinem Wagen befestigt. Zentimeter für Zentimeter wurde das Auto geborgen.
Mittlerweile konnte ich mich im Wagen der Polizei etwas aufwärmen, während meine Daten aufgenommen wurden.
 
Dann stand unser Auto wieder auf der Straße, zwar rundherum beschädigt, aber es war noch als Auto zu deklarieren.
Er sprang sofort an, die Lichter waren in Ordnung und auch der Blinker und die Bremsleuchten waren noch intakt.
Ich bedankte mich bei den Florianijüngern und der Polizist bestand darauf, mich die letzten Kilometer unter Blaulicht zu begleiten.
Ilka, Penny und die Hunde waren im Auto von Peter, beiläufig schaute ich auf die Uhr, es war gerade Mal eine Stunde vergangen.
 
Bei Peter angekommen, wurden gleich die Hunde versorgt, währen dessen setzte Anneliese schon heißes Wasser für ein Fußbad auf. Der „Selbstgebrannte“ wärmte dann von innen und beruhigte auch etwas.
Erst beim „von der Seele reden“ wurde uns bewusst, wie viel Glück wir hatten. Nicht auszudenken, wären da nicht die Bäume gestanden, die uns aufgefangen hatten, einen Überschlag hätten wir ohne schlimmere Verletzungen nicht überstanden. Was alles passieren hätte können, wenn wir dann noch auf dem Dach gelandet wären, auch wenn das Wasser vielleicht nur 40cm hoch war, diese Gedanken möchte ich gar nicht weiterspinnen.
 
Die Nacht war ein Horror. Geschlafen habe ich nicht. Immer und immer merke ich, wie das Auto ausbricht und wir in den Bach stürzen.
Das erste Tageslicht befreit mich dann aus dieser Umklammerung.
 
Das Frühstück will auch nicht schmecken, denn noch ist nicht klar, wie es weitergehen soll. Erst um zehn Uhr habe ich einen Termin in der Werkstatt, eine Ortschaft weiter.
Peter begleitete mich dorthin und so fällt die Besichtung unter Nachbarschaftshilfe und ist dadurch kostenlos. Zu unser aller Überraschung war das Auto noch fahrtüchtig.
Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, dass ich nun doch zur WM fahre kann und dass um ein Haar meine Medaillenträume, im wahrsten Sinn des Wortes, den Bach hinuntergegangen wären.
 
In kürzester Zeit war dann alles zusammengepackt und verstaut. Zum Abschied bekam ich von Anneliese einen Schutzengel mit auf den Weg, denn wir hatten bei diesem Vorfall sicherlich alle verbraucht.
So richtig zuversichtlich wurde ich aber erst, als sie mir über die Schulter spuckte und mir alles Gute wünschte. Das hat in all den Jahren zuvor immer Glück gebracht.
Peter und Anneliese kenne ich seit meinen ersten Tagen im Schlittenhundesport, aber uns verbindet nicht nur die Liebe zu unseren Tieren. Immer schon war es so, dass wir von ihnen mehr bekommen hatten, als wir zurückgeben konnten und besonders heuer stehe ich tief in ihrer Schuld. Ich hoffe nur, dass ich einmal die Gelegenheit erhalte, mich für alles erkenntlich zu zeigen.
 
Am frühen Nachmittag erreichten wir ohne Probleme Auronzo und konnten unseren Platz beziehen. Nach dieser Odyssee stellte sich nun das Gefühl ein, angekommen zu sein.
Nichts Anderes konnte wichtiger sein und wir alle waren uns dieses Glückes voll bewusst.
All die Anspannung der vergangenen Tage war gewichen, denn die Werte, die dein Leben lebenswert machen, sind nicht abhängig vom sportlichen oder einem sonstigen Erfolg. Um sich auf das Wesentliche zu besinnen, müssen einem mal die Augen geöffnet werde, auf welche Art und Weise auch immer.
 
Trotz all dem, ich war hierher gekommen, um eine Weltmeisterschaft zu bestreiten. Am Abend saß ich mit Ludwig in seinem Wohnwagen zusammen, um den Ablauf für den nächsten Tag zu besprechen, denn wie wir feststellten, waren ziemlich schwierige Verhältnisse durch die Beschaffenheit des Schnees gegeben.
 
Um halb zehn, verkrochen wir uns in die Federn. Die Müdigkeit steckte in allen Gliedern und der Schlaf entführte uns ganz schnell ins Land der Träume.
 
Der nächste Tag begann mit den Vorbereitungen für das Rennen.
Kurz vor zehn Uhr, meiner voraussichtlichen Startzeit am nächsten Tag, machten wir uns auf den Weg, um den Trail zu begutachten. Er war in keinem optimalen Zustand und die Bedingungen wechselten fast jeden Kilometer.
Die schwierigen Verhältnisse am Trail stellten uns vor ein Wachsproblem.
Den ganzen Tag über waren wir damit beschäftigt zu testen.
Unterbrochen wurde unser Tun nur durch die Kontrollen des Tierarztes.
Am frühen Nachmittag telefonierten wir mit einem Wachsspezialisten, der nur wenige Kilometer beim Skilanglauf-Weltcup in Antholz im Einsatz war.
Er empfahl uns dann eine Mischung, mit der sie in Antholz gute Resultate erzielten.
Kurz nach vier packten wir dann zusammen, dass was wir jetzt unter den Latten hatten, war das Beste was wir über den ganzen Tag getestet hatten.
Getrost konnte ich mich dann zurücklehnen und auf die Startliste warten.


Zwei Wünsche hatte ich. Nicht wieder die Startnummer 13, wie vor drei Jahren und der Franzose, mein vermeintlich stärkster Gegner, sollte vor mir starten.
Gelassen und ohne Nervosität konnte ich meine Spaghetti zu Abend essen und mir mit Penny einen Film ansehen.
Irgendwann war es dann soweit. Startnummer und die Starliste waren zum Abholen bereit.
Zum ersten Mal machte sich das „Ja“ Gefühl bemerkbar. Startnummer 12 und der zweite Startplatz in meiner Kategorie, eine Minute vor mir, der Franzose Claude Paris.
 
Beruhigt ging ich zu Bett. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so gut vor einem Rennen geschlafen zu haben.
Und plötzlich war sie da, meine visuelle Zielsetzung. Ich sah, wie ich vor dem Franzosen ins Ziel kam, die Faust geballt mit dem „Ja“ Gefühl in mir.
 
6.30 Uhr aufstehen, Hunde raus lassen. Doch was ist das? Ich bekomme die Tür des Wohnwagens kaum auf. In der Nacht war soviel Schnee gefallen, dass das Dach unseres Vorzeltes unter der Last soweit herunterhing, dass sich die Tür nur unter größter Anstrengung öffnen ließ.
Mit größter Mühe zwänge ich mich durch den kleinen Spalt hinaus und beseitige erstmal die Schneemassen. Mein zweiter Gedanken galt den Skiern. Was wir uns gestern schwer erarbeitet hatten, war nun hinfällig. Total neue Situation. Das hieß, sobald als möglich umwachsen und wieder testen.
Also, nach dem Frühstück Generator anwerfen und ran an die Arbeit.
Zuerst richte ich die Skier der Pulka her. Bei diesen Verhältnissen, Neuschnee und rund vier Grad minus, ist es relativ einfach.
Für meine Skier gehe ich aber dann doch zu Ludwig und er zaubert mir wieder was Gigantisches auf meine Bretter.
 
9.45 Uhr ist meine Startzeit. Ilka geht mit den Hunden, damit sie sich nochmals lösen können. Es läuft alles wie selbstverständlich. Wir sind ein richtig gut eingespieltes Team.
Rund eine halbe Stunde vor dem Start beginnt die Zeit, die ich dann komplett für mich selbst brauche. Einen gewissen Ritus betreibe ich beim Anziehen und wenn ich dann aus dem Wohnwagen trete, gibt es nur noch das Rennen.
Die Pulka steht schon am Start, nur die Skier und die Stecken nehme ich dann selbst mit.
Ludwig mit Choice, Ilka mit Cheyenne, so gehen wir nach vor. Es ist ein relativ weiter Weg. Ludwig redet auf mich ein, dass ich alles versuchen soll, um den Franzosen einzuholen.
„Gib alles. Taktiere erst auf den letzten drei Kilometern, wo es wieder bergauf geht, da musst du ihn überholen oder zumindest eingeholt haben!“
Ich weiß, in dieser Konstellation muss ich ihn jagen, ich wollte es ja so.
Beim Start bemerken wir dann noch, dass es bei den Franzosen hektisch zugeht. Bei Claude`s Freundin wird noch ein Teil vom Pulkagestänge ausgetauscht.
Hier fällt mir auch auf, dass sie mit extrem leichtem Material sich selbst eine Pulka gebastelt haben. Das Ding kann sicherlich keine vier Kilo wiegen. Meine Pulka wiegt sicherlich zwölf.
Aber was soll’s. Ich beginne relativ früh einzuspannen. Mir ist lieber, wenn die Hunde länger stehen und ich mir in Ruhe die Ski anlegen kann und mich auf meinen Start konzentriere.
9.44, Claude startet und ich rücke an die Startlinie vor. Mit gutem Gefühl und der Sicherheit, auf den Punkt genau fit und voller Motivation zu sein, starte ich eine Minute später.
 
Der Schnee am Trail ist so tief, dass ich aufpassen muss, um nicht hängen zu bleiben. Vor mir sind ja erst neun Läufer gestartet und jeder zieht da eigentlich eine eigene Spur.
Die ersten hektischen Phasen sind vorbei und schön langsam komme ich in einen guten Rhythmus. Die Hunde laufen perfekt.


Nach rund drei Kilometern geht es über eine Brücke in den Wald und dann folgt ein langer, aber nicht allzu steiler Anstieg. Als ich in den Wald einbiege, sehe ich kurz jemanden vor mir, bin mir aber nicht sicher, ob es ein Skijörer oder doch schon der Franzose ist. Um die nächste Biegung – und tatsächlich - der hat zwei Hunde vor sich. Ich kann es nicht glauben. Zum Taktieren habe ich keine Zeit. In der nächsten Minute habe ich ihn eingeholt, schreie „Trail“ und sehe sein entsetztes Gesicht. Er hat keine Chance zu reagieren. Ich fahre an ihm vorbei als sei er nicht anwesend.
Dann versucht er, sich gleich an mich ran zu hängen. Er macht keine Anstalten, die geforderte Gespannlänge Abstand nach dem Überholen einzuhalten. Die gleiche Situation wie ich es schon letztes Jahr in St. Ulrich hatte.
Ich erhöhe die Schlagzahl und treibe meine beiden Mädels nochmals an und mit jedem Schritt wird der Abstand größer. Er kann mir nicht folgen.
Am Ende des Anstieges kann ich ihn nicht mehr sehen. Auf der Querfahrt überhole ich noch einen Skijörer und dann geht es in die fast fünf Kilometer lange Abfahrt.
Der Schnee ist aber so hoch, dass von Abfahrt kaum zu sprechen ist. Permanent skate ich um den Vorsprung zu halten, denn im letzten Jahr war er in den Abfahrten immer sehr stark.
Es gibt zwei lange Stücke, die sind sicherlich vier- bis fünfhundert Meter schnurgerade und genau diesen Vorsprung habe ich.
„Ja“ so ist es, wenn man dem Europameister zeigt, wer Herr im Haus ist. Ich fühle mich so gut, denn die visuelle Zielsetzung ist in diesem Moment Realität. Ich kann schon die Gesichter von Ilka und Ludwig im Ziel sehen, wenn ich als erster über die Ziellinie fahre.
 
Wir rauschen an der Abzweigung für D und C vorbei. Ich gebe kein Kommando, Cheyenne zeigt keine Anstalt von Unsicherheit, sie kennt den Weg. Genauso habe ich mir das vorgestellt. Auch als unser Trail abzweigt, geht sie unbeirrt den richtigen Weg.
Plötzlich merke ich, dass Claude wieder näher kommt. Die letzten drei Kilometer und nun wird es wieder schwieriger. Die letzten Anstiege sind zwar kürzer aber auch steiler. So steil, dass die Hunde in Trab fallen, aber immer noch so schnell, dass ich Zug auf meiner Leine habe.
Ich versuche mich aufzubäumen, laufe am Limit, aber er kommt trotzdem näher. Zum Glück schalte ich mein Hirn wieder ein. Wir sind nicht langsam. Er holt aber stetig auf, dass kann nur bedeuten, dass er seine Hunde platt fährt und versucht, mich in den gleichen Fehler zu treiben. Wir fahren gleichmäßig weiter. Ich treibe meine Hunde nicht unnötig an, das Rennen wird nicht heute entschieden. Kurz vor der letzten Abfahrt läuft er auf mich auf und will vorbei, aber die Hunde sind schon beim Bergablaufen und so kann ich nicht stehen bleiben, nach dem letzten Anstieg, kurz vor der 800M Marke lasse ich ihn vorbei. Natürlich möchte ich jetzt keine Zeit mehr verschenken und treibe die Hunde an, damit der Abstand nicht zu groß wird. Der Ärger ist trotzdem enorm, ich hätte schon heute den Sack zumachen können.
Vier Sekunden hinter ihm überquer ich die Ziellinie, das sind für den nächsten Tag 56 Sekunden Vorsprung.
Ilka und Luk freuen sich und verstehen nicht meine Unzufriedenheit. So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt. Aber was soll’s, es sind ja noch zwei Tage.
Nachdem ich mich bei den Hunden bedankt hatte, wollte ich zu Claude gehen und ihm die Hand schütteln. Plötzlich beschimpft er mich, was ich zum Glück nicht verstehen kann, aber alleine seine Gestik ist Ausdruck seiner Aufregung.
Ich gehe einen Schritt zurück, denn eines ist mir gewiss, sich mit einem Franzosen im Zielbereich anzulegen kann fatale Folgen nach sich ziehen.
Rennleiter Manato steht in der Nähe und höflich bitte ich ihn, mir zu übersetzen. Claude beschuldigt mich, ihn am Trail behindert zu haben und außerdem sollen Leute beobachtet haben, dass wir in der Nähe der Pulka seiner Freundin gestanden sind, die ja dann angeblich beschädigt war.
Ich erkläre Herrn Manato meine Sicht der Dinge, die am Trail geschehen waren und die Unterstellung, dass wir sein Sportmaterial beschädigt hätten weise ich mit Bestimmtheit zurück.
Er bittet mich, die Dinge später zu besprechen, wenn sich die Gemüter beruhigt hätten.
 
Nachdem ich Ludwig zum Start gebracht hatte und auf die andere Seite gewechselt hatte, um auf ihn zu warten, kommt Herr Manato auf mich zu.
„You have a warning.“ Ungläubig schaue ich ihn an. Eine Verwarnung? Warum? Ich weiß ganz genau, dass ich mich mit ihm nicht auf keine Diskussion einlassen brauche. Ich ringe trotzdem nach Worten, aber bevor ich noch etwas sagen kann, legt er seine Hand auf meine Schulter und sagt. „ Please do me a favour, be tomorrow faster than him, on the trail!
Nun verstehe ich die Welt aber nicht mehr. Ich sage: „OK, thank you!“ dreh mich um und denke mir meinen Teil.
Nicht, dass ich Herrn Manatos Ratschlag nicht annehmen wollte, aber in seiner Funktion als Rennleiter hätte ich mir mehr Kompetenz von ihm erwartet.
 
Nach dem ersten Lauf hatte ich also 56 Sek. Vorsprung auf den Franzosen, 1.33 Min. auf Thomas Jäger, dahinter wurde es knapp. Es folgten Berit Weischer mit 1.48 Min. und Christiane Biewald mit 2.14 Min. Bis zum fünften Platz konnte sich jeder noch berechtigte Hoffnung machen.
 
Ich genoss den restlichen Tag. Es war ein gutes Gefühl, Führender zu sein.
Am Abend dann die schockierende Nachricht von Ludwig. Zwei seiner Hunde hatten sich verletzt und er würde am nächsten Tag nach Hause fahren.
Ich weiß nicht, wer mehr darunter litt, ich war sehr traurig, denn bisher war es ein Synonym für unseren gemeinsamen Weg, dass wir in den letzten beiden Jahren immer gemeinsam unsere Podestplätze feiern konnten - heuer würde er leer ausgehen.
 
In der Nacht kamen die ersten spekulativen Gedanken. Es könnte sich ausgehen, aber ich muss den Abstand zu den anderen vergrößern. Um diesen ewigen Kreislauf meiner Gedanken ein Ende zu bereiten, machte ich einen Deal. Sollte ich den Titel gewinnen, dann begebe ich mich auf eine Wallfahrt nach Maria Zell.
 
Der nächste Morgen, das gleiche Ritual. Pulkaski wachsen, meine Latten zu Ludwig bringen. Max Rotter versorgte mich noch mit einer Spezial- Fluorschicht.
Ludwig begleitet mich noch bis zum Start und gibt mir die einzige Devise für den heutigen Tag. „Gib alles, verlang alles von den Hunden, vom Start bis ins Ziel.“ Ich bin froh und dankbar, dass er erst nach meinem Lauf abreisen wird.
Dann um 9.44 Uhr starte ich zum ersten Mal als Führender bei einer Großveranstaltung. Ab jetzt bin ich der Gejagte.
Olivier Favre, der alle drei Tage als Starter fungiert, gibt mir einen letzten Tipp: „ Gib alles und dreh dich auf keinen Fall um!“
Und so mache ich es auch. Völlig ausgepowert komme ich ins Ziel. Wir haben sicherlich unseren besten Lauf abgeliefert, nun müssen wir warten was er wert ist.



Die Sekunden verrinnen, dann ist eine Minute vorbei und der Franzose ist noch immer nicht zu sehen. Erst nach 1.45 kommt er ins Ziel. „Ja!“.
Aber schon kurz hinter ihm kommt Berit Weischer angerauscht. Sie hat Thomas Jäger auf der Strecke überholt und ist einen fantastischen Lauf gefahren. Nur 24 Sekunden war sie langsamer als ich. Das bedeutete am Ende des Tages den zweiten Platz in der Gesamtwertung für sie.
Für den letzten Tag hatte ich somit 2.12 Vorsprung auf Berit Weischer, 2.40 auf Claude Paris und 3.24 auf Thomas Jäger.
 
Einen bitteren Beigeschmack hatte dieser Tag aber dadurch, dass Ludwig nach Hause fahren musste. Er, dem ich alles verdanke, würde am nächsten Tag nicht im Ziel stehen.
 
Tatsächlich trennten mich jetzt nur noch 13,4 Kilometer von meinem größten Erfolg. Grund zum Jubeln gab es noch keinen, das Fell zu verteilen, bevor man den Bären geschossen hat, ist nicht meine Art. Nochmals holte ich mir bei Max Rotter Ratschläge für die Präparierung der Skier. Er überließ mir auch Material, damit ich für alle Eventualitäten am nächsten Morgen gerüstet war.
 
Überraschend gut gelang es mir, die Favoritenrolle zu verdrängen. Konzentriert und mit der Gewissheit, dass uns das größte Glück bei unserem Unfall beschieden war, bereitete ich mich auf den letzten Tag vor.
 
Wieder 9.44 Uhr. Ausgestattet mit den Glückwünschen der Mannschaftskollegen und den letzten telefonischen Ratschlägen von Ludwig gingen wir an den Start.
Vorgabe für den heutigen Tag: Die ersten zehn Kilometer alles geben, kein Taktieren, keine Zeit opfern, wenn möglich den Polster noch vergrößern. Im Pulkasport können bei einem Problem zwei Minuten wie nichts verspielt sein.
Bei Start brüll ich mir die Anspannung aus der Seele, auch die Hunde darf ich nicht merken lassen, dass es eigentlich nur noch darum geht, den Vorsprung ins Ziel zu bringen.
Auf den langen Abfahrten kann ich niemanden hinter mir sehen. Bei der Abzweigung zu den letzten drei Kilometern lasse ich die Hunde laufen wie sie wollen. Sie bestimmen ab nun das Tempo. Kurz vor der 800 Meter Marke läuft mir die Gänsehaut über den Rücken. Jetzt bin ich mir sicher. Ich werde als erster das Ziel erreichen. Die letzten 300 Meter, ich halte Ausschau nach Gerald, der mit der Fahne auf mich wartet. Er ist auch der erste Gratulant und ich weiß es zu schätzen.
Mit der Fahne in der Hand komme ich der Ziellinie näher. Der Sprecher nennt meinen Namen. Wir sind Weltmeister!
 
Hinter der Linie warten schon Ilka und Penny. Wir fallen uns in die Arme, dann muss ich mich bei meinen Hunden für die Leistung, die sie über diese drei Tage erbracht haben, mit einer besonderen Streicheleinheit bedanken. 
Kurz hinter mir erreicht Berit das Ziel. Ich gratuliere ihr und auch sie ist glücklich über ihr Abschneiden.
Dann warten wir gemeinsam, wer als nächster das Ziel erreicht. Insgeheim hoffen wir, dass Thomas Jäger den Franzosen noch abfangen könnte. Aber, Claude Paris ist der Nächste, der das Ziel erreicht und Thomas ist noch nicht zu sehen. Ich reiche Claude die Hand, ohne mich anzublicken, aber wissend, dass er dieser Situation nicht ausweichen kann, erwidert er meinen Händedruck.
Leider hat es Thomas nicht geschafft, er wird vierter.
 
Dann sind da ja noch meine Mannschaftskollegen. Alle, die nicht gerade mit ihren Vorbereitungen beschäftigt waren, waren da. Ich laufe zu ihnen, diese Anteilnahme überwältigt mich.
 
Beim Wohnwagen angekommen, gibt es für die Hunde eine spezielle Belohnung, ein paar Frankfurter. Sie wissen sicherlich nicht warum, Titel zählen in einem Hundeleben eben nichts, aber sie wissen nun, wie ein Weltmeistertitel schmeckt.
 
Dann der Griff zum Handy. Mein erster Anruf gilt Ludwig. Er war es, der mir durch Gorbi gezeigt hat, was Hunde leisten können. Er war es, der mich überredet hat, auf Pulka umzusteigen. Er war es, der mir soviel beigebracht hat. Er war es und wird es auch hoffentlich weiterhin bleiben, der mir schon beim Training im Sommer in den Hintern tritt. Er war es, der über viele Jahre den Pulkasport wie kein Anderer bestimmt hat. Er war und ist mein sportliches Vorbild und nun bin ich sein Nachfolger. Ich weiß auch, dass wenn er wieder in dieser Disziplin antreten sollte, für mich die Früchte wahrscheinlich zu hoch hängen würden.
Aber was ich besonders schätze ist, dass sich über den Sport hinaus eine Freundschaft entwickelt hat, die unsere Familien verbindet.
All das versuche ich ihm in wenigen Worten zu sagen, doch was ich wirklich dabei empfinde, können Worte nicht ausdrücken.
 
Oft ist es eben so, dass man Dankbarkeit nicht artikulieren kann und jeglicher Versuch jämmerlich scheitet.
 
Einen ganz besonderen Dank möchte ich Ilka und Penelope zukommen lassen. Während der WM konnte ich mich voll und ganz auf die Rennen konzentrieren. Alles Andere hat mir Ilka abgenommen. Auch das restliche Jahr über funktioniert nur, weil ich in Ilka eine Partnerin an meiner Seite habe, die alles mit mir koordiniert und oft auch ihre eigenen Interessen hintan stellt.
Penelope ist so selbstständig und wird schon zur richtigen Doghandlerin. Sie gab mir auch einen Talisman, der drei Tage lang Passagier und Glücksbringer in meiner Pulka war. Jetzt darf er wieder seinen Platz im Wohnwagen einnehmen. 



Die Siegerehrung war wieder leider nur Improvisiert, wobei man den Italienern zumindest anmerkte, dass sie sehr bemüht waren. Aus einem Auto, das hinter der Bühne platziert war, wurden die Hymnen aus einem CD-Radio übertragen.
 
Für mich war es schon damals das Ziel, nach meiner ersten WM in Werfenweng, ein Mal ganz oben zu stehen, um die Hymne, die dann nur für mich allein gespielt werden würde, als einen der schönsten Moment eines Sportlerlebens, genießen zu dürfen. Einfach in diese wenigen Augenblicken alles revue passieren lassen. An die unzähligen Entbehrungen zu denken, an traurige und schöne Erlebnisse die mich in den vergangenen Jahren begleitet hatten, um dann fest zu stellen, das dies nun das Ereignis ist, wofür es sich gelohnt hat diesen Sport zu betreiben.
 
Nach dem Zieleinlauf stellte sich diese Vorfreude ein, die nur mit der Kindlichen Aufregung an Heiligabend zu vergleichen ist. Es war dann auch wie eine Erlösung als Herr Manato verkündigte:
„First place and world Campion, Klaus Bäumel !"




Ich hatte es also wirklich bis ganz nach oben geschafft. Ich wollte diesen Eindruck mit Penelope teilen, da meine Hunde für solche Aktionen meiner Meinung nach zu aufgedreht sind.
Wir stehen da oben, die Fahne wird hochgezogen, Herr Manato übergibt uns die Preise, dann erklingen die ersten Töne. Ich nehme meine Kappe vom Kopf – es ist die falsche Hymne. Um niemanden zu kompromittieren, bleibe ich stehen obwohl meine Mannschaftskollegen ihren Unmut zum Ausdruck bringen.
 
Im Abgehen dachte ich schon an die EM, nächstes Jahr in Donovaly, da muss ich es dann nochmals versuchen. Aber vielleicht war das auch der Preis, den ich für all das Glück der letzten Tage, zahlen musste.
  
Denn das größte Geschenk, das wir in dieser Woche in Empfang nehmen durften, war, dass wir uns nach dem Unfall unbeschadet in die Arme nehmen konnten und glücklich sein dürfen,
 
dass alles so ist - wie es ist.
Klaus Bäumel”!
    
 
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