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  WM Donovaly 2005
 
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SAISON 2004/05
 
 
Wie schon im letzten Jahr, nach Auronzo, möchte ich auch heuer eine persönliche Nachbetrachtung über die WM in Donovaly schreiben.
Schon bei dem Gedanken daran, wird mir aber bewusst, dass es eine Abrechnung der ganzen Saison sein wird, bei der ich einiges klarstellen möchte. Ich wurde des Öfteren darauf hingewiesen, dass mit dem Erfolg auch die Neider kommen. Wahrhaben wollte ich es nicht. Daher werde ich auch nicht kategorisieren, wen ich als Neider oder als, nicht Informierten, betrachten soll. Auch in Zukunft wird mein Bestreben sein, jedermann unvoreingenommen zu begegnen.
 
Als ich bei meiner ersten WM, in Werfenweng, bei der Siegerehrung denen applaudierte, die auf die Treppe steigen durften, stellte ich mir die Frage, ob ich es dort hinauf auch einmal schaffen werde, und deklarierte dies als mein Ziel.
Danach orientierte ich mich und musste bald erkennen, dass es in Österreich niemanden gab, der mich in meiner Disziplin weiterbringen konnte. Also blickte ich ins Ausland und fand Ludwig Kreuzer. Mehrmaliger Europa- und Weltmeister in der Pulka, hat also auch was mit Langlaufen zu tun.
 
Es begann mit einem Anruf, dann folgten Besuche, ich kaufte mir einen Hund von ihm, wir trainierten zusammen und heute kann ich mit stolz behaupten, dass uns eine, über den Sport hinausgehende Freundschaft verbindet.
Diese Freundschaft gipfelte heuer, als ich Probleme mit meiner jungen Hündin hatte, (auf die ich später genauer eingehen werde) und er mir anbot, seinen Gorbatschow für den Rest der Saison zu fahren.
Anfangs dachte ich an einen Scherz, denn ich weiß was ihm dieser Hund bedeutet.
 
Ich brauchte einige Zeit um mich mit diesem Gedanken anzufreunden. Außerdem ist es nicht selbstverständlich beim Skijören einfach einen Hund zu nehmen und damit zu fahren.
Ich muss gestehen, dass die Angst vor der Verantwortung mich auch gelähmt hat. Aber ein solches Angebot von einem Freund und erfahrenen Musher abzuschlagen, das konnte ich schlussendlich vor mir selbst nicht verantworten.
Gorbi wird heuer zehn Jahre alt und es war seine letzte Saison die er Wettkampfmäßig bestritt. Zu sagen es war liebe auf den ersten Blick wäre übertrieben, aber da er der Vater von meiner Choice ist, war mir sein Verhaltensmuster gleich vertraut, und das Wichtigste, wir haben von Anfang an, gut harmoniert.
 
Schon am Pillersee waren wir erfolgreich. Bei der Staatsmeisterschaft in Sandl gelangen uns zwei fehlerfreie Läufe. Danach ging es für Gorbi wieder nach Hause zur deutschen Meisterschaft und in Donovaly gab es ein Wiedersehen.
 
Am Donnerstag war es dann so weit. Mit Ludwig machte ich mich auf den Weg um den Trail abzufahren. Ich war noch nie in der Slowakei, aber die Berichte über diese Strecke hatten mich schon vorbereitet. Da wir bei dieser Besichtigung auch die Ski testen, hatten wir einige Pausen, über die ich wirklich glücklich war. So schwierig habe ich es mir nicht erwartet. Die letzten Meter im steilsten Anstieg konnte ich nur stapfen denn es war mir nicht möglich eine Gleitphase aufzubauen.
 
Alles in Allem war ich beeindruckt, denn der Trail hatte wirklich alles zu bieten und war einer WM überaus würdig.
 
Als FISTC-Delegierter hatte ich das Privileg vor allen Anderen die Startliste studieren zu können. Mit Nummer sechs war ich ziemlich in der Mitte unseres Starterfeldes und mit Krkoska, Dostal und Reistetter, die hohen Favoriten vor mir. Branislav Sedilek hatte
im letztem Moment zur Pulka gewechselt, denn die erst genannten waren in Auronzo vor ihm plaziert und von mir wusste er, dass ich seinem Bruder, der zurzeit sicherlich stärker ist als er, am Pillersee an beiden Tagen Zeit abgenommen hatte. So konnte er sich eben nur in dieser Kategorie, Chancen auf eine Medaille ausrechnen.
Die anderen Slowaken waren für mich unbeschriebene Blätter, aber bei diesem Heimrennen und wenn Branislav ihnen aus dem Weg geht, waren sicherlich auch sie zu den Medaillenanwärtern zu zählen.
 
In Auronzo hatte ich meine Erwartungen klar definiert, diesmal wollte ich denselben Fehler nicht begehen und mir keinen Druck auferlegen. Zu viele Unbekannte Faktoren spielten mit.
Eigentlich hatte ich ja schon im Jänner meine Saison beendet als ich merkte, dass ich mit Choice die WM sicherlich nicht fahren würde. Darunter hat auch mein Training gelitten. Gut drei Wochen fehlte mir jegliche Motivation, erst als ich Gorbi bekam raffte ich mich wieder auf und versuchte das Versäumte wieder aufzuholen. Ob das gereicht hat?
Ich habe auf jedem Fall gelernt manche Dinge zu akzeptieren. Meine Devise lautete daher „ drei Tage alles geben“, ganz locker bleiben und nehmen was nach der Abrechnung überbleibt.
 
Zwei Stunden vor dem Start waren mir all die guten Vorsätze irgendwie abhanden gekommen. Von Lockerheit keine Spur. Ludwig, der mir anbot meine Ski zu wachsen, schickte mich weg, da ich nicht zum aushalten war. Also verkroch ich mich wieder im Wohnwagen.
Rennanzug und Startnummer hatte ich schon lange an, Sitzgurt, Zuggeschirr, Leine und Karabiner hab ich sicherlich schon fünfmal kontrolliert, war mir aber nicht sicher ob auch wirklich alles in Ordnung ist. Ich bin froh, dass mir Ilka die Hunde abnimmt. Bevor Gorbi das Geschirr über bekommt, muss Cheyenne in die Box, ich möchte ihr den Anblick ersparen, wobei ich mir aber sicher bin, dass sie genau mitbekommt was geschieht und sicherlich nicht versteht warum sie nicht laufen darf.
Ludwig bringt mir meine Ski und ich verlass mich einfach drauf, denn ich habe absolut keine Ahnung was er aufgetragen hat, außerdem ist sowieso keine Zeit mehr für Experimente.
 
Es ist gleich 9.05 Uhr, meine Startzeit. Vor mir startet Ondrej Kvaka aus der Slowakei. Ich bekomm nicht wirklich viel mit, aber jetzt, wo ich im Startbereich bin, ist die Nervosität wie weggeblasen.
Ondrej startet und ich sehe ihm nach, denke mir, der spielt in meiner Liga. Dann rücke ich vor, suche noch mal Ludwig, sehe ihm ganz hinten stehen, er misst schon die Zeit wie lange Ondrej braucht um die erste Kurve zu erreichen. Ilka hält Gorbi, hoffentlich gibt es nicht gleich beim Start eine Verwicklung. Noch dreißig Sekunden. Der Rennleiter sage irgendetwas auf tschechisch zu mir, ich versteh kein Wort, aus Höflichkeit lächle ich, wenn der wüsste wie es in mir aussieht.
Dann, - die letzten fünf Sekunden, und los. Ich versuche gleich ein hohes Tempo mit schneller Frequenz zu laufen, denn ich weiß, unten steht Luk und schaut auf die Uhr und ich möchte ihn nicht schon auf den ersten Metern enttäuschen. Nach den ersten hundert Metern habe ich sicherlich schon einen Puls um 190, ich bin froh über die kurze Abfahrt.
Nach dem Anfangsstress muss ich versuchen in einen Rhythmus zu kommen, das gelingt mir sehr gut und innerlich bereite ich mich schon auf die wirklich schwierigen Anstiege vor. Davon gibt es reichlich. Ich komme zu jenem an dem ich gestern nur gehen konnte. Vor mir sehe ich Ondrej, vielleicht noch 150 – 200 Meter. Ich hab also schon aufgeholt. Im steilsten Teil wird der Abstand geringer. Gorbi zieht und ich gebe alles.
Ich möchte ihn loben, bring aber kein Wort raus, merke wie sich mein Blickwinkel immer mehr verengt, zum so genannte Tunnelblick, mir wird richtig übel, bin mir nicht sicher wo hin mein Frühstück tendiert, oben raus oder unten in die Hose. Die Kuppe ist in Sicht, innerlich spreche ich zu Gorbi, bitte, bitte bleib jetzt nicht stehen, wenn wir da drüber sind erhol ich mich wieder und kann dich wieder mehr entlasten.
 
Dieser zehn Jahre alte Hund macht seinen Job und er macht ihn für mich, wie wenn es das selbstverständlichste auf der Welt wäre.
Auf den nächsten Kilometern wird der Abstand immer geringer, bergab fährt er mir zwar etwas davon, aber er kann sich nicht mehr absetzen und so kommt es auf der Zielgeraden zu einem spannenden Kampf, bei dem jeder nochmals all seine Kräfte mobilisier. Gleichauf fahren wir über die Ziellinie, ich breche zusammen, aber mir dem Glücksgefühl alles gegeben zu haben und mit Gorbatschow einen kongenialen Partner gefunden zu haben.
Luk kommt zu mir und schreit mich an. „ Du bist zweiter!“
Alles konnte ich zu diesem Zeitpunkt glauben aber, dass wir wirklich so gut waren?
 
An diesem Tag musste ich mit dem Gedanken anfreunden, womöglich eine Medaille zu gewinnen.
Aufregend, aber zugleich belastend. Der Abstand zu den Anderen war nicht wirklich beruhigend. Dostal hatte gerade 18 Sekunden Rückstand und ich war mir fast sicher, dass ich ihn nicht halten würde können. Eine Minute auf den vierten und dann nur mit wenigen Sekunden mehr, noch zwei Konkurrenten.
Ich müsste Lügen wenn ich nicht zugeben würde, dass ich diesen Zustand genossen habe. In allen Gesprächen kamen Gratulationen und aufbauende Worte für die nächsten Wettkampftage. Negativer Aspekt war, dass unbeschwerter Schlaf einfach nicht mehr möglich war. In meinen Träumen fuhr ich sicherlich fünfzig Weltmeisterschaften mit den schrecklichsten Szenarien und Ergebnissen.
 
Tag zwei begann gleich mit Horror. Es schneite und das bedeutete Alarmstufe Rot fürs wachseln.


Die Lässigkeit und Ruhe mit der Ludwig meine Skier in Empfang nahm, sie in die Ecke stellte und sich irgendwelchen belanglosen Dingen zuwandte, ließen mich fast explodieren. Heute bin ich mir sicher. Er wollte mich quälen. Es ist so eine Art Spielchen um das letzte aus einem rauszuholen. An diesem Tag war die Traube von Neugierigen beim wachsen besonders groß. Erstens weil die Skijörer immer die Testpiloten sind und zweitens da Luk den Ruf eines Tüftlers und Experten auf dem Gebiet der Skipräparation hat.
Er schaffte es auch an diesem Tag, mir die Latten optimal herzurichten. Doch Dostal war an diesem Tag einfach besser. Er holte permanent Zeit auf und kurz vor der Abfahrt musste ich ihn passieren lassen. Den wirklich beruhigenden Vorsprung für ihn holte er sich aber auf den letzten Kilometern hinunter zum Ziel. Der „alte Herr“ kann einfach das hohe Tempo nicht mehr laufen. Ich wollte ihn auch nicht überfordern, denn für den letzten Tag mussten noch einige Reserven verbleiben.
 
Ausgangsposition für den letzten Renntag war 1.36 Rückstand auf den zweiten und 1.20 Vorsprung auf den Vierten. Also kein Ruhekissen, aber ich habe an beiden Tagen den hinter mir Platzierten, Zeit abgenommen und somit bestand Hoffnung den Medaillenrang zu halten.
 
Ludwig hatte für den entscheidenden Tag, zwei Paar Skier hergerichtet. Es war für mich beruhigend eine Option zu haben und zu wissen, dass der gewählte einfach schneller sein musste.
 
Seit Werfenweng fahre ich bei den Großveranstaltungen, unabhängig von der Platzierung, mit der österreichischen Fahne durchs Ziel. Diesmal soll diese Aktion auch mit einer Medaille gekrönt werden. Ich bat also Peter Langgut, mir mit der Fahne ein Stück entgegenzukommen um sie, sollte es der Rennverlauf erlauben, für die letzten Meter zu überreichen.
Bis zu diesem Moment sollte aber noch einiges geschehen und eigentlich dachte ich nicht, dass dieser letzte Renntag der aufregendste werden sollte.
 
Zu einer Netten Angewohnheit, ohne die ich bei wichtigen Veranstaltungen schon gar nicht mehr starten möchte ist, dass mir Anneliese, die Frau von Peter, über die Schultern spuckt. Ich verfiel in leichte Panik, als ich sie kurz vor dem Start immer noch nicht gefunden habe. Als es dann so weit war, gab Peter auch noch seine „Spende“ dazu und somit konnte ich mit den besten Wünschen an den Start gehen.
 
Ilka war sicherlich genauso Nervös und der Einzige der sich „normal“ verhielt, war Gorbi, was bei seiner Ausbeute an Titeln, auch kein Wunder ist. Dunkle Wolken standen am Himmel als ich um 9.02 Uhr ins Rennen ging. Ich befürchtete, dass es jeden Moment zu regnen oder schneien beginnen könnte, worauf meine Skier sicherlich nicht vorbereitet waren.
Schon nach rund einem Kilometer sah ich, nach einer kurzen Abfahrt, plötzlich Miroslav Dostal, keine hundert Meter vor mir. Er musste Probleme mit seinem Hund haben, denn er versuchte in diesem Moment, nach einem Steher, wieder in Schwung zu kommen.
Sollte doch eine Verbesserung der Platzierung möglich sein?
Ich hatte aber auch die Befürchtung, dass er mich vielleicht aufhalten könnte damit der hinter mir liegende Slowake aufläuft und sie mich dann aufreiben. Wir liefen das gleiche Tempo und ich beschloss meinen Rhythmus beizubehalten und zu beobachten was geschieht. Sein Hund hatte wahrscheinlich Durchfall, denn kurz danach saß er wieder neben dem Trail.
Zu kurz um an ihm vorbeizukommen. Sofort versuchte er wieder Tempo zu machen und mir wurde klar, dass es kein Vorbeikommen geben würde. Auf den Abfahrten vergrößerte sich der Abstand jedes Mal und ich orientierte mich wieder mehr nach hinten damit von dieser Seite keine böse Überraschung passieren konnte.
Im Anstieg arbeitete Gorbi so enorm, dass auch ich mehr geben musste als mir lieb war, aber ich wusste wenn ich am höchsten Punkt niemanden hinter mir sehe, dann schaffen wir es auch bis in Ziel.
 
Dieser Punkt war überschritten und nach einer 180 Grad Kurve konnte ich einen Teil der Piste einsehen, aber zum Glück hatte ich keinen sichtbaren Verfolger. Das war der Moment an dem mich ein Glücksgefühl überkam und ich nun wirklich mit der Medaille rechnen konnte. Der Rest sollte nur noch eine Genussfahrt bis ins Ziel sein.
Ich hatte die Rechnung aber ohne Gorbi gemacht. Vielleicht hat er mein Gefühl auch mitbekommen und war der Meinung, dass er die Spannung noch etwas heben musste. Bei der Abzweigung an der die großen Gespanne rechts abbogen, hatten wir an den voran gegangenen Tagen nie ein Problem, doch heute kreuzte er plötzlich ohne Vorwarnung den Trail von ganz links nach rechts, sprang über einen Schneehaufen und um den Streckenposten herum. Ich habe bis heute keine Erklärung was da mit ihm passiert ist, auf jeden Fall ging für mich alles viel zu schnell und ich knallte voll in den Schneehaufen, viel so unglücklich, dass sich der untere Ski verdrehte und drohte die Bindung abzureißen.
Der Streckenposten konnte Gorbi festhalten und irgendwie kam ich wieder auf die Beine. Das nächste Problem war, dass sich die Zugleine einmal um meinen Körper gewickelt hatte. Da Gorbatschow kein Kommando für „Stehen bleiben“ kennt, musste ich volles Risiko nehmen. Ich öffnete den Karabiner, musste die Leine in die Gegenrichtung abwickeln, das alles natürlich mit den Skistecken an den Händen und hoffen den Karabiner wieder am Gurt zu befestigen bevor Gorbi wieder Zug auf die Leine bringt.
Genau in der Sekunde als dies geschah, schnappte das Verbindungsstück in meinen Gurt ein.
 
Mein Zustand konnte nur mit totaler Panik bezeichnet werden. Wie viel Zeit hat mir das gekostet? Für mich fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Ich drehte mich um und das war der nächste Fehler. Mein Körper hatte anscheinen alle motorischen Abläufe ausgeblendet.
Mein Blick richtete sich nach hinten, von vorne bekam ich einen Enormen Zug, da ich stand und Gorbi mit aller Kraft in die Leine sprang, im nächsten Moment riss es mich von den Beinen und ich lag wieder im Schnee. Ich rappelte mich auf, stand gegrätscht über den ganzen Trail, beim nächsten Schritt strauchelte ich wieder, da ich mit den Skispitzen am Rand hängen blieb, dann kam ich endlich wieder ins laufen.
Unfähig koordinierte Bewegungen zu machen, nach Luft ringend, versuchte ich irgendwie vorwärts zu kommen. Die Panik alles verlieren zu können nahm mir den Atem. Erst nach einigen Minuten konnte ich mich wieder beruhigen, da hinter mir, immer noch niemand zu sehen war.
 
Endlich war die 800 Meter Zone erreicht und ich konnte mich zu freuen beginnen. Kurz danach stand Peter mit der Fahne und ab diesem Moment war es eine einzige Triumph fahrt. Der erste Gratulant war Karl Raubuch der am Rande mit seiner Kamera saß, diesen Augenblick für mich fest hielt, unter dem Objektiv mir zu schrie und sich mit mir freuen.


Die letzten Meter bis ins Ziel, lief mir die Gänsehaut von den Haarwurzeln bis zu den Zehen. Meine Augen füllten sich mit Tränen, aber nicht nur der der Freude, sondern auch mit Wehmut, dass ich diesen Erfolg nicht mit einem meiner eigenen Hunde teilen durfte. Langsam konnte ich die Menschen im Zielraum erkenn und nach der Durchfahrt durfte ich so richtig jubeln. Ich fuhr direkt in die Arme von Ilka und Luk.
Wer aller da noch um mich herum war und mir im ersten Moment gratulierte, an das kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich löste mich von den Skiern und Stecken und dann konnte ich endlich Gorbi umarmen.



Ich bedankte mich bei dem alten Herrn, der mir noch am letzten Tag lehrte, dass ein Rennen erst vorbei ist, wenn man das Ziel erreicht hat.
 
Ich war der erste an diesem Tag der für die österreichische Mannschaft eine Medaille erringen konnte. Bis am Nachmittag durfte ich mich mit Tobias Hager und Gerald Osterbauer, über zwei weitere freuen.
Ich weiß leider nicht von Allen ob sie mit ihrer Platzierung letztendlich zufrieden waren, aber die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist sicherlich für jeden Sportler ein besonderes Ereignis.
Die Stunden bis zur Siegerehrung schienen mir unendlich. Ich wollte sie schon in den Händen halten. Meine Auszeichnung.
Vor zwei Jahren war das Ziel, selbst ein Mal auf der Treppe zu stehen.
Es war ein erhebender Moment, als die Hymne erklang, all die Menschen die unterhalb der Tribüne standen, die Blitzlichter der Photografen, die unzähligen Flaggen, zu wissen, dass es da unten viele gibt, die mir diesen Erfolg gönnen, Freunde die ich ohne diesen Sport nie kennen gelernt hätte, ein Hund zwischen meinen Beinen, der in einem seiner letzten Rennen, durch seinen Einsatz, mich zu Leistungen getrieben hat, die ich nicht vermutet hätte, erbringen zu können und doch gab es etwas was mich störte.
Es war nicht unsere Hymne. Das Ziel für die nächsten Jahre ist somit vorgegeben.



Abschließend möchte ich noch auf einige Dinge eingehen. Es wurde mir von einigen Seiten angekreidet, dass ich Choice, meine jüngere Hündin, für etliche Wochen zu Ludwig Kreuzer gab. Warum es überhaupt dazu gekommen ist, sei hier erläutert.
 
Nachdem, Anfang Dezember Cheyenne an der Wirbelsäule operiert wurde, danach absolutes Trainingsverbot hatte, verlor Choice nicht nur ihren Trainingspartner sondern auch die Hündin, die für sie der totale Orientierungspunkt war. 
Eine Kinesiologin sollte die Blockade aufheben, leider hielt der positive Effekt nur wenige Tage an. 
Ich führte stundenlange Gespräche, mit Mushern die viel Erfahrung in diesen Dingen hatten und mir auch keine bessere Lösung vorschlagen konnten und mich letztendlich dazu ermutigten diesen schwierigen schritt zu machen. Wie schwierig es wirklich war, besonders für meine Familie, können sich nur die wenigsten wirklich vorstellen.
Fakt war einfach, dass ich mit Choice nicht mehr trainieren konnte, da sie total verloren wirkte.
 
Alle Musher wissen wie schwierig es ist einen Leader zu finden, Skijörer brauchen unbedingt einen Singleleader. Stehen mehrere Hunde in einem Kennel, kann man einen solchen Führungshund herantrainieren, gibt es, so wie bei mir nur zwei, hat man ein Problem und zwar ein ziemlich großes.
Hätte ich nun einen Hund, nur um damit spazieren zu gehen, könnte ich mit dieser Situation gut leben. Da Choice aber das Potential für einen spitzen Hund besitzt, musste ich auf diese Art reagieren.
 
Sicherlich steckt auch meine sportliche Ambition dahinter, ich selbst käme aber niemals auf die Idee, jemanden der seine Hunde nur
„just for fun“ hält und mit ihnen spazieren fährt, seine Art und Weise
zu kritisieren.
Ich kann schon auch verstehen, dass vielleicht gerade der Umstand, dass mir Ludwig Kreuzer einen Hund geborgt hat, mit dem ich noch dazu erfolgreich war, auch etwas Unmut hervorgerufen hat. Doch man darf nicht vergessen, dass dieser Hund bereits seine letzte Saison bestritt und gerade bei Skijöring kommt es besonders auf ein gutes Team an. Bestes Beispiel dafür war Roman Reistetter, der sicherlich zu den besten Langläufern in der Szene zählt und an dem, in den letzten Jahren, kein Weg vorbei geführt hat. Aus einem Bedauerlichen Grund ist sein langjähriger Begleiter verstorben und mit dem neuen Hund war er einfach nicht Konkurrenzfähig.
Ich hatte das Glück, dass ich diesen Hund bekommen konnte und, dass wir perfekt harmonierten. Anstatt zu Jammern, um die eigenen Unzulänglichkeiten nicht einzugestehen müssen, sollten etliche Leute mal über diese Situation nachdenken.
 
Ich sehe gerade in den Kategorien von ein bis vier Hunden leider in Österreich niemanden, der International Konkurrenzfähige Hunde züchtet. Von den österreichischen Medaillengewinnern kommt kein einziger Hund aus Österreich. Schon bevor ich mit diesem Sport begonnen habe, musste ich feststellen, dass es hier große Probleme gibt. Jetzt, nach drei Jahren in der Szene, glaube ich auch die Ursache zu kennen.
Einige glauben immer noch, wenn Musher A einen guten Rüden und Musher B eine gute Hündin hat, eine Deckung stattfindet, dann auch gute Welpen zur Welt kommen. Es mag schon sein, dass mit viel Glück wirklich ein guter dabei rauskommt, aber was ist mit den Anderen? Die Anderen laufen zu Hauff in den verschiedensten Teams und bringen sie nicht wesentlich weiter. Es fehlt ganz einfach eine kontinuierliche Entwicklung.
Kann es sein, dass es der Stolz, für einen wirklich guten Deckakt auch mal einige hundert Kilometer Fahrt auf sich zu nehmen, die Lorbeeren aber mit einem zweiten zu teilen, verbietet? Oder ist es nur Dummheit und Arroganz, die manche nicht über den Tellerrand hinaus sehen lässt?
Ein weiter Grund liegt wahrscheinlich auch beim Zuchtverband, wo man nicht zwischen Ausstellungshunden und Arbeitshunden unterscheiden will.
Es gibt aber auch Musher wie Karl Rachbauer, Jürgen Hirzer, Gerald Osterbauer, und Tobias Hager, die die Zeichen der Zeit erkannt haben.
Besonders Karl Rachbauer, der bezüglich Zucht in den nächsten Jahren, in Österreich wahrscheinlich eine Vorreiterrolle einnehmen wird, dem aber hoffentlich einige Andere folgen werden.
 
Wir alle repräsentieren einen Sport, dabei gibt es einige die die Herausforderung in guten Internationalen Ergebnissen sehen, andere die nationale Ziele verfolgen und einige fahren wirklich nur um vielleicht ihren Träumen nachhängen zu können.
Ich werde nie jemanden seine Vorliebe absprechen, denn alle haben ihre Daseinsberechtigung und so wünsch ich mir, dass man auch uns, die Möglichkeit lässt, Wege einzuschlagen, die beim ersten Blick vielleicht nicht für Jedermann verständlich erscheinen.
 
Klaus Bäumel
 
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